3, 2, 1 – GO! Zughundesport
Aufgeregtes Hundebellen, das nach ein paar Momenten verstummt. Wege, die zuerst über tiefe Wiesen und anschließend verwurzelte Waldpassagen führen. Aerodynamische Klamotten und gefederte Laufschuhe in grellen Farben, die mit jedem Meter dreckiger werden. So oder so ähnlich könnte man sich ein ganz normales Training im Zughundesport vorstellen. Zumindest das Bellen trifft sehr gut auf Keeva zu, die sich vor Begeisterung beim Start in die neue Trainingsrunde nicht wirklich beherrschen kann. Was genau man sich unter Zughundesport vorstellen kann und wie ich dazu gekommen bin, möchte ich Euch heute erklären.
Wie bereits erwähnt habe ich als Jugendliche mit meiner ersten Hündin vor allem Turnierhundesport betrieben. Hier gibt es neben Vierkampf oder CSC, die eher Sprints erfordern, auch den Geländelauf über 2000 oder 5000 Meter. Mit Keeva, die eindeutig mehr körperliche Auslastung als ein Berner Sennenhund benötigte, entdecke ich aber erst richtig die Freude am Laufen und informierte mich mehr über Zughundesport. Es gibt nämlich nicht nur die Möglichkeit, mit seinem Hund zu joggen, sondern ihn auch vors Fahrrad oder einen Scooter zu spannen. 💪🏻 Man spricht von den unterschiedliche Zughundesportarten „Canicross“ (Laufen), „Bikejöring“ (Fahrrad) und „Dogscooter“ (Tretroller). Hinzukommen noch das „Skijöring“ (Langlauf) sowie „Dogtrekking“ (Wandern), wobei ich es bisher im Skijöring noch keine Erfahrung machen konnte.
Voraussetzungen für Zughundesport
Das Tolle am Zughundesport ist, dass dafür grundsätzlich jeder Hund geeignet ist und man recht einfach damit starten kann. Natürlich gibt es Rassen, die sich mehr dafür eignen als andere, und man selbst als Mensch bringt ebenfalls unterschiedliche Voraussetzungen mit – manche sind die geborenen Läufer, andere gehen die Sachen lieber gemütlich an. 😉 Ein paar Sachen sollte man dennoch bedenken.
Gesunder Hund und Mensch
Natürlich steht an erster Stelle, dass sowohl der Hund als auch der Mensch gesund sind und gemeinsam Spaß an der Sache haben. Es bringt nichts, wenn man seinen vierbeinigen Sportpartner hinter sich herziehen muss, weil er das Tempo (z. B. aufgrund des Alters) vielleicht nicht mithalten kann. Außerdem sollte man darauf achten, dass der Hund ein entsprechendes Alter hat. Manche sind vom Wachstum des Körperbaus eher fertig als andere und daher gibt es hier kein eindeutiges Alter, aber ich denke man kann sich sehr gut an +/- 1 Jahr orientieren. 😊 Falls Ihr Euch unsicher seid, ob Euer Hund soweit gesundheitlich fit ist, schadet ein tierärztlicher Vorab-Check nie. Auch regelmäßige Behandlungen bei einem Hundephysiotherapeuten können nicht schaden.
Ein weiteres Thema, das mir besonders wichtig ist, sind die Temperaturen. Mit Keeva habe ich einen sehr hitzeempfindlichen Hund und muss daher besonders aufpassen, welches Wetter ich ihr zumuten kann und welches nicht. Die meisten THS-Turniere finden im Sommer statt und auch im Herbst, wenn die wichtigsten Meisterschaften anstehen, kann es noch häufig sommerliche Temperaturen haben. Hier sollte jeder Besitzer seinen Hund so gut kennen, um einschätzen zu können, wann es zu warm für seinen Vierbeiner ist und dann lieber auf schnelle Einheiten verzichten. Genügend Alternativen wie z. B. Schwimmen oder Ausweichen auf die ganz frühen, kühleren Morgenstunden gibt es ja trotzdem noch. 😉 Wer sich mehr zu dem Thema einlesen möchte und auch einen kleinen wissenschaftlichen Hintergrund dazu hören will, kann sich gerne den Artikel von Tierärztin Dr. Jette Schöning, die als Tierschutz-Direktorin im VDSC (Schlittenhundesport-Verband) fungiert, durchlesen.
Ausrüstung
Wie in jeder anderen Sportart auch, gibt es natürlich auch im Zughundesport eine spezielle Ausrüstung für Hund und Mensch. Gerade in den letzten Jahren gab es hier vor allem im Turnierhundesport eine tolle Wendung. Immer mehr Leute steigen von dem normalen Führgeschirr auf ein richtiges Zuggeschirr um. Dies ist meiner Meinung auch der wichtigste Bestandteil ist, in den zuerst investiert werden sollte. Hier gibt es viele unterschiedliche Varianten und Hersteller. Ich persönlich finde es am besten, ein Fachgeschäft dafür aufzusuchen und sich beraten zu lassen, um das individuell passende für seinen Hund zu finden. Auch auf Turnieren gibt es immer häufiger Stände mit Zughundeequipment zu finden. Zudem kann man dann auch verschiedene Modelle probieren und eventuell direkt testen.
Verbunden werden beim Canicross Hund und Mensch über eine spezielle Leine mit Ruckdämpfer und einen Bauch- bzw. Hüftgurt, den der Hundeführer trägt. Im Bikejöring oder beim Dogscooter nutzen die meisten eine sogenannte Bike-Antenne an ihrem Rad. So kann sich die Leine sich nicht mit dem Vorderrad verfangen. Das sind so die grundsätzlichen Dinge, die man speziell für Canicross, Bikejöring oder Dogscooter benötigt. Natürlich kommen dazu noch eine sportliche Kleidung des Menschen, das Mountainbike bzw. der Scooter, Helm, Schutzbrille, Handschuhe und sonstige Schutzausrüstung. Wenn Ihr allerdings einen guten Händler hierfür gefunden habt, können diese Euch alle weiteren Fragen dazu beantworten oder Ihr schreibt einfach eine kurze Mail an mich.
Wie fange ich nun an?
Nachdem Ihr nun wisst, was Zughundesport überhaupt ist, worauf es ankommt und was man braucht, könnt Ihr loslegen. Aber wie? Zunächst einmal geht es darum, den Hund zum Ziehen mit dem Zuggeschirr zu motivieren. Das geht bei einigen Ratzfatz, andere brauchen vielleicht etwas länger. Auch spezielle Kommandos sind wichtig und können direkt von Anfang an gelernt werden: Starten, Tempowechsel, Anhalten oder die Richtungskommandos. Da ich selbst kein Experte auf dem Gebiet bin, möchte ich nichts falsches vermitteln. Zudem gibt es auch wie bei allem viele verschiedene Wege, die zum Ziel führen. Daher empfehle ich, entweder eine Trainingsgruppe oder Trainer zu besuchen oder mal ein Seminar mitzumachen. Gerade Better Mushing Seminare sind empfehlenswert, da diese zum Starten auf einem Rennen besucht werden sollten oder in manchen Fällen sogar müssen. Wenn Ihr Euch ein wenig auf die Suche begebt, findet Ihr sicherlich schnell das passende für Euch. 😊
Meine Belgier und Zughundesport
Zum Schluss möchte ich gerne noch ein wenig über meine bisherigen Erfahrungen mit Keeva und Capo im Zughundesport erzählen. Mit Keeva startete ich im THS vor allem über die 5000 m Geländelaufstrecke. Allerdings macht uns das Biken deutlich mehr Spaß. Wir sind zwar nicht die schnellsten, doch lassen uns nicht unterkriegen und wollen einfach dabei sein. So ging es auch schon neben „normalen“ Rennen im Bikejöring bisher dreimal auf die FMBB, die Weltmeisterschaft der Belgischen Schäferhunde. Leider sieht es für dieses Jahr schlecht aus, dass wir erneut starten können, da die WM aufgrund des bösen Coronavirus abgesagt wurde. Aber 2021 kann kommen – dann vielleicht sogar schon mit Capo.
Mit Capo habe ich Zughundesport vor allem erstmal über Dog Trekking gestartet. So konnte er ein Verständnis dafür bekommen konnte, den Fokus nach vorne zu richten. Auch die Richtungskommandos sind bei einer langsamen Geschwindigkeit einfacher zu lernen. Wichtig war mir auch, dass er zuerst ein ruhiges Line-out lernt, da ich das bei Keevy leider verpasst habe. Aber auch Capo durfte vor ein paar Wochen seine ersten Versuche im Bikejöring starten und hat das sehr vielversprechend gemacht. Keeva fungierte noch als Hase, sodass der Fokus auch in der bisher ungewohnten Situation noch mehr nach vorne gerichtet ist. Ich bin gespannt, wie es bei dem kleinen Kerlchen weitergeht. 😊
Ansonsten hoffe ich, dass ich Euch ein paar Details zum Zughundesport erklären konnte und Ihr nun motiviert seid, das ganze mal auszuprobieren. Viel Spaß! 💪🏻